Sanierungsarbeiten 1992 – 1999

I. Etappe 1992    Sanierung und Konservierung Südmauer

Die noch sichtbaren Mauerzüge im Südostbereich der Anlage,
bis 6 m1 bestehendes Terrain überragend, wurden freigelegt,
dokumentiert, restauriert und konserviert.
Die Südmauer und Teile des Palast Ost erhielten ein neues
Mauerdach aus Spezialmörtel und ausgelesenen Bollensteinen.
Die Mauerfundamente wurden ergänzt und verfestigt.
Zerstörter Mauerkern wurde abgetragen und ergänzt.
Die Fugen und Hohlräume der alten Mauerschale wurden mit
Spritzmörtel neu verfüllt. Die Beton- und Maurerarbeiten wurden
im Spritzmörtelverfahren nach neusten Erkenntnissen bei Sanierungen
von mittelalterlichen Anlagen ausgeführt.

Die Vorgabe zur Sanierung der Südmauer war das Projekt mit
Offertbeschrieb von 1991.
Die Grundlagen dazu wurden durch den Archäologischen Dienst
des Kantons Bern (AD) Daniel Gutscher, Alexander Ueltschi dem
Bundesexperten Peter Eggenberger und dem Projektleiter der
Stiftung Burgruine Grünenberg Andreas Morgenthaler, basierend
auf dem Expertenbericht von 1988 (Jakob Obrecht) und
Kostenvoranschlag, ausgearbeitet.

Während der Ausführung der I. Etappe wurde durch das gleiche
Projektteam das Gesamtkonzept zur Restaurierung der Anlage
Grünenberg ausgearbeitet.
Inbegriffen der Neue, in seiner Art europaweit erstmalig
realisierte Schutzbau über dem Kapellenboden und deren
Konservierung.

II. Etappe 1993    Neuer Schutzbau

Die Mauerreste und der einzigartige noch in Situ erhaltene Kapellenboden
aus St. Urban-Model-Bodenplatten bleiben museal erhalten.
Das Alte bleibt, ist konserviert und dadurch vor dem Zerfall bewahrt.
Der neue Schutzbau setzt sich in Material und Konstruktion vom alten
Bestand bewusst ab.
Der Schutzbau erfüllt wichtige Aufgaben:

1.   Der moderne Bau schützt vor direkten Witterungseinflüssen.
      Die Konstruktion mit den Glasfronten auf zwei Seiten macht den
      Ornamentplattenboden
      visuell erfahrbar.

2.   Der Bau ist Informationsträger.
      Die mittelalterliche Kapelle war am hohen Südpalas angebaut.
      Grösse und Form des Schutzdaches lassen den Annexbau.
      nachempfinden Der Kapellenraum ist nicht mehr direkt erlebbar,
      wird jedoch durch die feingliedrige, raumgestaltende
      Holzkonstruktion vermittelt.

3.   Der Schutzbau definiert zusammen mit den Mauerzügen der Anlage
      einen heutigen Hof.
      Der Burghof zu Grünenberg soll für die Besucher attraktiv sein und
      zum Platz der Begegnung werden.

Als Baumaterial wurden die Baustoffe Stahl, Glas, Holz und Kupfer verwendet.
Unser Projekt-Architekturbüro und Begleitarchitekt während allen Sanierungsetappen ist das Büro Blum und Grossenbacher in Langenthal, vertreten durch Markus Meier.

III. Etappe 1994    Restaurierung Kapellenboden

Die Konservierung und Restaurierung des Tonplattenbodens wurde
durch den ausgewiesenen Restaurator Urs Zumbrunn im Auftragsver-
hältnis ausgeführt. Er machte eine plattengenaue Bestandesaufnahme
und dokumentierte Bestand und Massnahmen. Der Restaurator nimmt
periodisch eine Überprüfung vor und erstattet Bericht.

Der Chor der Kapelle wurde mit einem Metallrost, der begehbar ist,
überspannt. Durch das Plazieren von zwei filigranen Metallfiguren
im Kapellenraum der Bezug zum Menschen hergestellt.

Der Sodbrunnen wurde entdeckt und ausgegraben.
Der kreisrunde Schacht ist 26.8 m1 tief und hat einen Durchmesser
von 2 m1. Noch heute ergibt der Brunnen eine tägliche Frischwassermenge
von gut 1000 Liter. Der Wasservorrat im Brunnen beträgt 6000 Liter.

Ausgewählte Funde aus dem Sodbrunnen ( Mauersteine, Blockstufen,
Keramik etc. ) bereichern die Kapelle St. Georg wieder.

Der Besucher kann sich an der Infotafel und den Erläuterungen an
den Glasfronten informieren.
Ein Fundkatalog, erarbeitet durch den Archäologischen Dienst des
Kantons Bern, wird später erscheinen.

IV. Etappe 1995    Palas Süd

Die noch vorhandenen Mauerzüge wurden, gleich der I. Etappe Südmauer,
freigelegt dokumentiert, restauriert und konserviert.
Der Gebäudeteil Süd ist als Wohnpalas der Herrschaft zu erkennen.
Nebst Fensterbank und zwischenzeitlichem Eingang wurden zwei
unterschiedliche Türschliess-Systeme entdeckt und im Mauerbestand
erhalten.

Mit der IV. Etappe wurde auch das Kulturwanderweg-Projekt zusammen
mit den Berner Wanderwegen realisiert.

V. Etappe 1996    Turmstumpf und Palas Nord

Auch bei dieser Sanierungsetappe wurde nach der Freilegung der
Mauerreste Archäologische Analysen erstellt und der Befund steingerecht
dokumentiert. Am Turmstumpf konnten zwei im Grundriss verschiedene Türme
nachgewiesen werden. Der Turm war nachweislich mit erstklassigen
Bossenquadern aus Molassesandsteinen gemauert. Die Nordwestecke wurde
zweilagig mit Sandsteinquadern aus dem Steinbruch Thorberg ergänzt.
Gegen den Innenhof sind Annexbauten nachgewiesen.

Bei der Freilegung des Palas Nord ( Rittersaal ) ist der Burgenzugang
mit Zwinger entdeckt worden. Zwei Schwingbalkengräben sind Zeugnis von
Zugbrücken und Torpforten aus Tuffstein und zeigen dem Besucher den
Burgzugang durch das Tor.

 

VI. Etappe 1998        Burgzugang

An Hand von Studien, Vorschlägen und Besprechungen vor Ort wurden
Vorgaben definiert und verfasst:

Für Besucher, die auf den Rollstuhl angewiesen sind, muss es möglich
sein, zusammen mit Begleitpersonen den Aufgang zu bewältigen.

Der Zugang zur Anlage Grünenberg sollte für Kleingeräte wie Dumper und
Kleinbagger für spätere Arbeiten möglich sein.

Der Zugang soll durch den Zwinger der Burg führen, der Besucher wird
folgerichtig durch das Tor in die Anlage geführt, wo er sich vom Hof
aus orientieren kann.

Der Zugang muss eindeutig sein, keine Alternativen für Trampelpfade.

Projektausarbeitung im Rahmen des Machbaren ( Wegrechte, Unfallgefahr,
Materialien ).

Der neue Zugang ist funktionell, einfach und kostengünstig.

Die „neue Zugbrücke“ passt ästhetisch zur Gesamtanlage und vermittelt
dem Besucher ein neues Erlebnis.

Der neu erstellte Zugangssteg in eleganter Stahlbauweise erfüllt alle
Vorgaben und lädt die Besucher auf den Grünenbergerrundgang ein.

VII. Etappe 1998 und 1999    Sicherung Nordmauer und Innenhofgestaltung

Die nicht sanierte Nordmauer (überdeckt), im Gesamtprojekt nicht enthalten,
wurde durch eine zweilagige Steinkorbmauer gesichert.
Der noch vorhandene Mauerbestand bleibt so erhalten.
Der Restbestand des Zugbrückenauflagers, Schwingbalkengruben und Zwingermauer ist durch den mehrlagigen Aufbau von Steinkörben gesichert.
Das neue Auflager für den Zugangssteg fundiert auf der Steinkorbmauer.

Die Innenhofgestaltung wurde zusammen mit dem Projekt „Jobsurfing“
( Stellenlose Schulabgänger ) realisiert.
Einfache Bankkörper, Stufen und Treppen in Beton bilden das Interieur im
Innenhof. Die gepflanzte Hoflinde, die Feuerstelle und der Ausbau der
Weganlagen bilden den Abschluss der Gestaltungsmassnahmen.

Das Projektteam bewährte sich während der Ausführung und im Kostenmanagement.
Durch eine kosequente Kostenkontrolle und Etappenabrechnung konnten wir das gute Einvernehmen mit unseren Partnern (Geldgebern)

– Polizeidirektion des Kantons Bern, Lotteriefonds und
– Bundesamt für Kultur

rechtfertigen und die in uns gestellten Erwartungen erfüllen.

Ein Kulturdenkmal der Region Oberaargau, von überregionaler Bedeutung,
lebt wieder!

 

Andreas Morgenthaler
Präsident Stiftung und Verein Burgruine Grünenberg, 4917 Melchnau
25.08.2000

1992.108_suedmauer_spritzmoertel
Spritzmörtel Südmauer
1992.23_suedmauer_von_oben
Südmauer von oben
1993.fs.51_schutzbau_im_bau
Schutzbau im Bau
1992.120_kappellenboden
Kapellenboden
1996.01.117_arbeitsbild
Mauersanierung
1996.01.69_schwingbalkengraben_b_m184
Burgzugang